Das Rollenverständnis des Menschen von Hunden ist sehr unterschiedlich. So ist auch die Rolle des Hundes (Exkurs: Was ist ein Rudel bei Wölfen und Hunden?) oder Puppies im Pupplay sehr individuell. Geprägt durch die eigene Identität, gesellschaftliche Vorstellungen und die Interpretation und Umsetzung der Rolle ist das Human-Pupplay sehr facettenreich.
Ein Ursprung des Pup- oder auch Dogplay im Bereich des BDSM - dem Petplay - ist nicht zu verleugnen, auch wenn die in den letzten Jahren gewachsene Community in Deutschland einen sehr sozialen Charakter abseits vom sexuellen Spiel hat. (Human Pupplay - Gibt es eine eindeutige Definition?)
Halsband und Leine sind ein Mittel für den Gegenpart im Pup-Play, um zum Beispiel den anderen zu steuern oder unter Kontrolle haben zu können - nicht nur reine Fetisch Dekoration. Ein Halsband mit Elektro-Schock-Funktion ist eine weitere Stufe im Spiel von Dominanz und Unterwerfung. Einerseits kann es unangenehme Gefühle auslösen, aber auch einfach nur ein Mittel der Kontrolle und Macht sein. Anderen macht es einfach nur Spaß zu “schocken” oder “geschockt” zu werden.
Was macht den Reiz eines Elektro-Halsbandes aus?
Puppy A erzählt pawsUp! von seiner Erfahrung als aktiver Part mit seinem Dog B. Nach der gemeinsamen Auswahl eines Halsbandes und der Online-Bestellung wurde tiefer im Internet recherchiert. Einer der gefundenen Tipps war, am Bein zu beginnen und nicht am Hals. So war man gut vorbereitet. Gemeinsam wurde das Halsband ausgepackt, Batterien eingelegt und die Fernbedienung mit dem Halsband gekoppelt.
Selbstversuch vor dem gemeinsamen Spiel
Für A. gehörte ein Selbstversuch dazu, um zu wissen, wie es dem Gegenüber mit dem Halsband ergehen wird, um die Anwendung einschätzen zu können. Aber auch um die eigene Rolle zu bestätigen, sich dies selbst zuzutrauen. Der erste eigene Eindruck je nach gewählter Stufe zwischen 0 und 4 war von nichts, über kribbeln bis zu einem leichten Schmerzempfinden. Davor war aber einige Minuten Überwindung notwendig, bis der Knopf selbst gedrückt wurde. Dann wurde es ernst. A legte B das Halsband oberhalb des Fußknöchels an. Zusammen wurde das Spiel mit dem Strom entdeckt.
“Mir gefällt es, mit dem Halsband meinen Dog kontrollieren zu können. Bei Ungehorsam kann ich B. dazu bringen, zu tun was ich möchte.", erklärt A. Auch mache es Spaß, einfach per Knopfdruck Schmerzen zuzufügen, dosiert mal mehr, mal weniger. Ein gemeinsames Herantasten zwischen den Stufen 0 bis 10 war geplant. "Bei Stufe 14 habe ich erst mal aufgehört, um nicht beim ersten Mal zu übertreiben und noch Luft nach oben zu haben.". Einen weiteren für das zwischenmenschliche Verhältnis wichtigen Punkt fügt er hinzu: "Vertrauen. Es ist schön so zu sehen, dass er mir vertraut, dass ich das Halsband anlegen und einsetzen darf."
Aus der anderen Sicht bestätigt B das Gefühl des Vertrautensbeweises. “Die Ungewissheit, was, wann und in welcher Intensität erfolgt, bringt Spannung in die Situation”, ergänzt der Dog. Hinzu komme auch der Reiz des Schmerzes, der besonders im Kopf als Vorstellung zu erwarten sei.
Handler Chris hat auch Erfahrungen in dem Bereich: “Das Schöne an einem Elektrohalsband ist, dass man es meistens nicht mal einsetzen muss, um ein Ergebnis zu erzielen. Als Handler und Owner trainiere ich meinen Welpen auch mit so einem Halsband. Wenn er sich daneben benimmt, reicht es meistens aus, nur die Fernbedienung zu heben, damit ihm klar wird, dass das falsch war.”. Ihm gehe es nicht darum, seinem Pup Schmerzen zuzufügen.
Günstig im Internet bestellen und loslegen?
Dieser Artikel kann nur Hinweise und Einschätzungen geben, aber keine verbindliche Anleitung oder Risiko abnehmen. Es fängt schon beim Kauf von Fetisch Toys an. Diverse Händler bei ebay und Amazon bieten Estim-Artikel an - davon viele eindeutig aus China. Hier gibt es günstige Preise, aber auch unzureichende Beschreibungen, geschweige denn Sicherheitshinweise.
Ein bei eBay bestellter Artikel aus China zum Beispiel wird als Wellness Gerät angeboten. Für einen Cage mit Elektroden zur Reizübertragung etwas befremdlich. Die Fernbedienung zur Auslösung ist chinesisch und Englisch beschriftet, aber für einen sicheren Gebrauch unzureichend verständlich. Insbesondere ist die Einstellung der abgegebenen Stärke nicht eindeutig zu erkennen. Bedienungsanleitung? Fehlanzeige. CE Kennzeichnung? Fehlanzeige. Von einem Einsatz an einer anderen Person ist also abzuraten.
Sicherer scheint es denn, bei etablieren fetisch online oder Sex Shops sich umzusehen und auf eine anständige Anleitung und Sicherheitshinweise zu achten. Bei Toys für den menschlichen Gebrauch sind Hinweise, aber auch Haftungsausschlüsse bei einschlägigen Produkten formuliert.
Weitere Anlaufpunkte besonders für Halsbänder können Online-Shops für Tier- und Hundebedarf sein - auf eine Anleitung zum Einsatz beim Menschen besucht man aber nicht hoffen. Anzuraten ist, Produkte von eBay & Co zu vergleichen. So mancher Händler bietet einfach nur China-Ware mit einem saftigen Aufpreis an - von Puppy Hoods ist dies bereits bekannt.
Strom ist nicht ungefährlich
Es sollte klargestellt werden, dass es in diesem Text nicht um starke Elektroschocks geht, sondern um eine Stimulation. Das Spielen mit dem Strom birgt auch Risiken. So groß der Reiz im doppelten Sinn auch sein mag, gehört besonders für denjenigen, der die Fernbedienung hält, eine große Verantwortung dazu. “Wichtig ist dabei natürlich immer die Sicherheit, diese sollte an erster Stelle stehen.”, erklärt Handler Chris, für den auch zuerst ein Selbstversuch am Anfang stand. “Man muss sich bewusst werden, dass man bei solchen Dingen vorsichtig sein muss, da auch was schiefgehen kann." Außerdem sollte man sich langsam rantasten und nicht direkt Vollgas geben, um die Grenzen des anderen auszuloten.
Fließender Strom kann einen negativen Einfluss auf den menschlichen Organismus, insbesondere Herz und Nerven haben. Hierzu gibt es im Internet so manche Hinweise. Besonders bei der Anwendung von Elektro-Halsbändern am Hals und Estim auf Höhe des Herzens ist Vorsicht geboten. Die Händler übertragen hier die Verantwortung auf den Käufer und Anwender, bis hin zur Aufforderung, vor der Nutzung im Zweifel diese mit einem Arzt abzuklären.
Und was ist mit dem echten Hund?
In den zur Recherche besuchten Shops des Hundebedarfs wird glücklicherweise auf die Unzulässigkeit hingewiesen, Elektrohalsbänder an echten Hunden einzusetzen. In Deutschland ist die Nutzung in der Hundeerziehung verboten. Die Konsequenzen reichen von Bußgeld bis zu Freiheitsstrafen.
Änderungen vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr.